Prävention, Pflege und Wartung
Unter Prävention oder auch präventiver Konservierung werden allgemein Maßnahmen verstanden, die nicht das Objekt selber betreffen, sondern dessen Umgebung positiv beeinflussen und so zum Erhalt beitragen. Hierzu zählen beispielsweise Klimastabilisierung in Innenräumen, Schutz vor Sonneneinstrahlung oder Berührung, Diebstahlsicherung etc.
Im Bereich der Steinrestaurierung spielt die reine Prävention eine eher untergeordnete Rolle, denn die Objekte befinden sich häufig im Außenbereich, können durch ihre Größe oder Funktion nicht in Bezug auf ihre Umgebungsbedingungen effektiv beeinflusst werden und das Material Stein reagiert weniger empfindlich auf klimatische Bedingungen als viele andere.
In der Praxis ist daher zusätzlich zu rein präventiven Maßnahmen die Pflege und Wartung von Objekten relevant, um Schäden vorzubeugen und den natürlichen Verfall zu verzögern.
Klimastabilisierung
Steinobjekte können in klimatisch herausfordernden Innenräumen, z.B. Turm, Keller, Gruft oder eine temporäre Raumnutzung, Schaden nehmen. Zu nennen sind hier wiederkehrende Kondenswasserbildung auf den Oberflächen sowie beständige Wechsel der Temperatur und Luftfeuchte. Eine zu hohe Feuchtigkeit kann das Wachstum von Schimmelpilzen und anderen Mikroorganismen auf und in Steinoberflächen fördern und zu einem Abbau von Farbfassungen sowie Korrosionsprozessen von eventuellen Eisenankern führen. Bei einer vorhandenen Salzbelastung im Steingefüge können durch ein Wechselklima zermürbende Volumenveränderungen entstehen. In solchen Fällen liefern Klimamessungen und Analysen von mikrobiellem Befall und/oder Salzen wichtige Informationen, um Erhaltungsmaßnahmen zu planen und umzusetzen.
Schutzbeschichtung
Im Außenbereich haben Steinobjekte in der Regel einen festen Standort und sind dort Wind und Wetter ausgesetzt. Eine Oberflächenbeschichtung stellt eine Schutzmöglichkeit dar, die in vielfältiger Form angewendet werden kann, allerdings nicht für jedes Material oder Objekt geeignet ist. So sind Farbfassungen dekorativ und wichtig für das Objektverständnis, darüber hinaus schützen sie auch die Steinoberfläche. Verwitterte Grabplatten können durch eine Beschichtung geschützt werden, erhalten dadurch allerdings ein vereinheitlichendes Erscheinungsbild, das aber auch die Gestaltung besser erkennen lässt. Voraussetzung für eine effektive Schutzwirkung ist natürlich eine regelmäßige und rechtzeitige Erneuerung der Beschichtung.
Den Roland in Bad Bederkesa durften wir 2022 im Sinne einer Pflege restaurieren. Der Auftrag wurde so rechtzeitig erteilt, dass der Aufwand für Reinigung und Ergänzung sehr überschaubar war und nur die Notwendigkeit für eine Teilneufassung bestand. Dank dieser rechtzeitigen Pflege blieben größere Maßnahmen oder Mehraufwand durch unerwartete Schäden aus.
Die Kirchengemeinde in Bad Bramstedt veranlasste 2016 anlässlich des 700. Kirchenjubiläums eine teilweise Neugestaltung des Kirchhofs. Die im Erdreich liegenden Grabplatten erhielten ein Kiesbett mit umlaufender Kante als Schutz gegen Durchfeuchtung, Grasbewuchs und mechanische Beschädigung. Die verwitterte und aufgeraute Steinoberfläche beschichteten wir nach der Reinigung und Anböschung mit einer Kalktünche im Steinfarbton. 2021 führten wir eine erneute Pflege (Reinigung, Konservierung, Beschichtung) durch und übergaben die Aufgabe, die Kalktünche regelmäßig entsprechend ihrer Abwitterung zu erneuern, in durch uns geschulte Hände vor Ort. So lassen sich die Grabplatten möglichst dauerhaft erhalten.
Monitoring und Wartung
Ein wichtiges Instrument der Prävention ist eine regelmäßige Sichtkontrolle, bei der die Ergebnisse schriftlich dokumentiert und mittels Fotos und Kartierung veranschaulicht werden. Je frühzeitiger und genauer Schadensphänomene sowie deren Entwicklung erkannt werden, desto gezielter sind rechtzeitige und abgestimmte Maßnahmen umsetzbar. Dieses Monitoring wird idealerweise direkt mit kleineren Konservierungs- und Pflegearbeiten im Sinne einer Wartung kombiniert. Der monumentale Rantzau-Obelisk in Bad Segeberg ist dafür ein vorbildliches Beispiel.
Der Obelisk ist als Fragment erhalten und aufgrund seines Alters und seiner historischen Bedeutung ein wichtiges Denkmal. Die architektonische Gestaltung ist noch immer gut erkennbar und eindrucksvoll, wenngleich die ursprüngliche Höhe und Verzierungen verloren sind. Nur vereinzelt sind noch Inschriften erhalten und geben Auskunft darüber, dass Heinrich Rantzau 1590 den Obelisk Gott und Friedrich II. gewidmet hat.
2016 führten wir die Konservierung des Obelisken durch und die Stadt Bad Segeberg veranlasste außerdem eine regelmäßige Wartung zur Kontrolle des Zustandes und Ausführung kleinerer Erhaltungsmaßnahmen. So sind die Dauerhaftigkeit der umgesetzten Konservierung und eine rechtzeitige Kenntnis über erneute Schäden gesichert und die Notwendigkeit zukünftiger umfangreicher Erhaltungsmaßnahmen möglichst lange hinausgezögert. Nach dem letzten Wartungstermin 2020 mit Teilreinigung, partieller Substanzsicherung und Auftrag einer Schutzbeschichtung auf den Sandstein sowie dezenter Ausmalung der Inschrift im Granit ist der Obelisk wieder besser gegen die Bewitterung geschützt und seiner Bedeutung und Geschichte entsprechend wahrnehmbar.