Restaurierung
Eine Restaurierung umfasst immer die für den reinen Substanzerhalt erforderlichen Konservierungsmaßnahmen, zielt aber noch weiter auf eine Verbesserung des Objektverständnisses. Mit restauratorischen Eingriffen werden die Lesbarkeit der Gestaltung und das ästhetische Erscheinungsbild positiv verändert.
Eine Restaurierung ist aber immer auch ein "Kind ihrer Zeit" und kann keinen allgemeingültigen Anspruch auf Richtigkeit erheben, sondern ist ein weiteres Ereignis in der Objektgeschichte. Nichtsdestotrotz sind für die Bewahrung von historischem Kulturgut eine angemessene Wahrnehmbarkeit und zumeist eine intakte Funktionalität erforderlich.
In der Praxis lässt sich zwischen Konservierung und Restaurierung keine klare Grenze ziehen und ist auch nicht zielführend. Wichtig ist der Blick über den Tellerrand, d.h. auch die Umgebung und die Dauerhaftigkeit von Materialien in die Entscheidung über Restaurierungsmaßnahmen einzubeziehen und den Alterswert eines Objektes zu würdigen.
Fassade mit Zierlementen eines Hamburger Wohngebäudes
An einer für die Bauzeit Ende des 19. Jahrhunderts typischen, historisierenden Fassade beschäftigten uns 2018 die zahlreich vorhandenen Zierlemente. Anstelle von Naturstein hatten wir es mit Kunststein zu tun, genauer mit armierten Gusselementen aus Zementmörtel. Unsere Aufgabe bestand aus einer Voruntersuchung mit Konzeptentwicklung und, nachdem die Fassade freigelegt worden war, der Restaurierung geschädigter Bauplastik:
- Konservierung rostender Armierung
- Rissverfüllung und Erneuerung von Anschlussfugen
- Klebung gelöster Teile
- Ergänzung von Fehlstellen
- Schlämmung abgewitterter Oberflächen
Rolandstatue auf dem Marktplatz in Wedel
Anlässlich des 800jährigen Bestehens der Stadt Wedel war 2012 eine Reinigung der Rolandstatue beabsichtigt. Bei genauer Betrachtung zeigten sich jedoch Schadensphänomene, die Restaurierungsmaßnahmen erforderten.
Ganz im Sinne eines denkmalgerechten Vorgehens führten wir in einem 1. Arbeitsabschnitt eine Voruntersuchung durch :
- Bestandsaufnahme und Zustandserfassung
- Archivrecherche
- Konzeptentwicklung
Nach der denkmalrechtlichen Genehmigung des Konzeptes folgte als 2. Arbeitsabschnitt die Restaurierung:
- Festigung absandender Gesteinspartien
- Reinigung von Schmutz, Biofilmen und Moosen
- Anböschung gefährdeter Gesteinsbereiche und Ergänzung ästhetisch störender Fehlstellen
- Erneuerung schadhafter Altergänzungen und Fugen
- Eisenkonservierung
- polychrome Teilneufassung und Goldretusche
Schriftzug einer Schule in Kiel
Der Schriftzug aus Terrakotta mit weißer Glasur befindet sich an der Fassade über einem Eingang. Durch Bewitterung und Materialermüdung bestand 2012 die Notwendigkeit einer Restaurierung.
- Entfernung von Schmutz, Biofilmen und einem nachträglichen weißen Anstrich
- Klebung und Neuversatz zweier loser, gebrochener Buchstaben
- Rekonstruktion eines fehlenden Buchstabens
- Erneuerung der Fugen
- Auftrag eines transparenten Schutzüberzuges auf die teilweise geschädigte Glasur
Wappen an der Fassade des Kaufhauses CJ Schmidt in Husum
An der Fassade ist mittig ein gefasstes Wappen aus Sandstein als Bauschmuck angebracht. Bei der Fassadensanierung 2011 mussten für eine geplante Neufassung die zahlreichen Altanstriche entfernt werden, weil der Untergrund nicht mehr tragfähig war. Hierbei zeigte sich, dass am Wappen umfangreiche Substanzverluste drohten. Die Arbeiten am Wappen wurden gestoppt, die gefährdeten Bereiche mit Mörtel gesichert und die Restaurierung beauftragt.
Schäden am Wappen:
- massive oberflächenparallele Schalen- und Rissbildungen sowie Aufschieferungen zwischen Rücklage und Ornamenten
- kleinere Ausbrüche und Fehlstellen mit sandenden Bruchflächen
- deutliche Beeinträchtigung der Lesbarkeit durch die Mörtel-Stabilisierungen sowie durch die Schichtstärke der Fassungen und deren Nebeneinanderliegen
Durchgeführte Maßnahmen:
- Bestandsaufnahme der überlieferten Fassungen
- Festigung der sandenden Bruchflächen
- Entfernung der Mörtel-Stabilisierungen und Freilegung bis auf die Zweitfassung
- Hinterspritzung von Schalen und Verfüllung von Rissen
- Klebung von gelösten Teilen
- Ergänzung von Fehlstellen
- Rekonstruktion der Zweitfassung
Gänselieselbrunnen am Markplatz in Bad Oldesloe
1926 stiftete der Bad Oldesloer Unternehmer Friedrich Bölck auf dem Marktplatz einen Brunnen, den der Künstler Richard Kuöhl in Hamburg aus Keramik, genauer Terrakotta, herstellte. Ziel der letzten Instandsetzung des Brunnens war ein intakter Gesamteindruck, un 2010 erfüllten diese früheren Maßnahmen noch immer größtenteils ihre Funktion. Durch den Betrieb des Brunnens, Umwelteinflüsse und Alterung waren allerdings erneut Schadensphänomene entstanden:
- großflächige Biofilme und Kalkablagerungen
- Rissbildungen, vor allem an Altergänzungen
- Fehlstellen
- abgerissene Fugenflanken
2010 erfolgte die "Restaurierung der Restaurierung" mit dem Ziel, den Brunnen mit seinen Alterungsspuren zu erhalten. Die erforderlichen Maßnahmen sollten jedoch so ausgeführt werden, dass sie erst bei genauem Hinsehen erkennbar sind, da es sich vor allem um Reparaturen der unter diesem Aspekt restaurierten Altschäden handelt.
Durchgeführte Maßnahmen:
- Reduzierung der Kalkablagerungen, in Vertiefungen verbliebene Kalkreste wurden als Gebrauchsspuren belassen
- Schließung sämtlicher offener Risse und Fugen
- lasierende Retuschen von fleckig erscheinenden Bereichen der Brunnenschale durch verbliebene Kalkablagerungen